Amadeus und Theodor - Band 1

Leseprobe

Der Besitzer des Arbeitszimmers war ein Lehrer. Auf seinem unordentlichen Schreibtisch standen deshalb zwei Tintenfässer, eines mit roter Tinte und eines mit blauer Tinte. Der klitzekleine Heinzelmann kletterte vorsichtig aus dem Bücherschrank auf den Fußboden und kraxelte dann am Schreibtischbein wieder hinauf.

Erst ging er ein bisschen zwischen den Büchern und Heften herum, er stieg langsam über Radiergummis und Bleistifte und kam schließlich zu den beiden Tintenfässern. Beide waren mit einem Klappdeckel zugemacht, aber mit einigem Schieben und Heben gelang es dem Heinzelmann dann doch, die beiden Deckel zu lupfen.

Rote Tinte, blaue Tinte. Erst steckte er seinen Zeigefinger in das Tintenfass mit der roten Tinte und leckte ihn ab. Schmeckte nicht schlecht. Dann kostete er von der blauen Tinte – auch nicht übel. Und dann hatte er eine Idee.

Der Heinzelmann zog seine Zwergenjacke aus und seine Zwergenhose. Er schlüpfte aus den winzigen Schuhen und Söckchen und tauchte den großen Zeh in die blaue Tinte. Der große Zeh war ungefähr so groß wie ein Schneckenhorn. Die Tinte war ziemlich kalt. Aber Heinzelmännchenkinder fürchten sich vor nichts, auch nicht vor kalter blauer Tinte. Vom Rand des Tintenfasses, mit beiden Füßen zuerst, hopste er ins blaue Nass oder ins nasse Blau. Die Kälte merkte er schon bald nicht mehr. Er tauchte und planschte, er nahm Tinte in den Mund und prustete sie in einem Springbrunnen in die Luft und machte auf dem Schreibtisch eine Riesenschweinigelei. Glücklicherweise lag ein Löschblatt unter den Tintenfässern, so dass das meiste auf dem Papier landete.

Irgendwann wurde es dem kleinen Wicht dann aber doch zu kalt; er kletterte aus dem Tintenfass und war richtig blau gefroren.

Und da er kein Handtuch für das Tintenbad mitgenommen hatte, spazierte er auf dem Löschblatt hin und her, machte blaue Fußstapfen und druckte seine fünf Finger ab. Die Nasenspitze ergab einen winzigen Punkt. Am Schluss setzte er sich auf das Löschpapier und zog sich Hosen und Socken, Schuhe und Jacke wieder an.

Als er vom Schreibtisch herunterklettern wollte, betrachtete er nochmals alle Abdrücke auf dem Löschpapier. Winzige Hände und Füße, ein Nasenspitzenpunkt und da, wo er sich hingesetzt hatte – ein Weck, ein blauer Weck mit zwei Hälften.

Erst hat der kleine Heinzelmann ja gelacht, aber dann auf einmal hat er sich geschämt, weil er mit seinem Po so ein Brötchen gedruckt hat. ....



... Der Zwerg und der Heinzelmann stapften in Richtung Terrasse. Als der Zwerg dem unbekannten Gast klar machte, dass er sich durch das Abflussrohrgitter in die stockdunkle, glitschige Tiefe des Abflussrohrs zwängen sollte, fing Amadeus wieder an zu jammern. Erst als Theodor ihm vormachte, wie man den Bart unter dem Pullover versteckt und den Bauch einzieht, um im Gitter nicht hängen zu bleiben, wagte auch der Heinzelmann den Rutsch durch die Gitterstäbe. Den Bauch musste er allerdings nicht einziehen, er war ja viel kleiner und dünner als der Gartenzwerg.

Im Abflussrohr war es wirklich unangenehm, aber als die beiden das gebogene Rohr hinter sich hatten, kamen sie an ein stillgelegtes Nebenrohr, hinter dem sich die Gartenzwergwohnung befand. Etwas hochmütig stellte Amadeus fest, dass Theodor kein einziges Buch besaß. Es war auch ziemlich dunkel in der Zwergenwohnung, aber sehr gemütlich.

Theodor machte erst einmal Tee. Dazu gab es Nüsse, die er immer von dem Eichhörnchen aus der Nachbarschaft geschenkt bekam.

Als Amadeus sich ein wenig beruhigt hatte, als ihm wärmer wurde und sein Bauch von den vielen Nüssen schon ziemlich dick geworden war, schlossen die beiden Freundschaft.

Theodor fragte: „Willst du mein Freund sein?“ und Amadeus antwortete: „Ja, gerne.“

Und was machen Freunde so? Der Heinzelmann und der Zwerg erzählten einander erst
einmal ihre Familiengeschichte. ....



... und alles weitere im Buch "Amadeus und Theodor"

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